Kurz vor der Länderspielpause empfing Unified den Tabellenführer aus Schwelm. Was Coach Kalle in der Ansprache vor dem Spiel sagte, wirkte dann angesichts des Hinspieles, welches mit mehr als 20 Punkten Differenz doch deutlich geriet und der deftigen Niederlage gegen Boele dann doch etwas nach Schönmalerei. „Heute können wir sie schlagen“, sagt man das nicht so als motivierender Coach des wahrscheinlich hoffnungslos unterlegenen Underdogs? „Mal ehrlich, für uns ist hier heute kaum was drin“, hätte realistischer geklungen, aber so kann man natürlich nicht in ein Spiel gehen.
Und zumindest in Viertel eins bestand noch Hoffnung, Kalle hatte nicht gelogen, denn Unified startete mit 4:0, binnen einer Minute drehte Schwelm dann aber auf 4:7. Und setzte sich langsam aber sicher ab, 9:15 stand es nach 8 Minuten. Die Baskets ließen den Ball gut laufen, allerdings fehlte am Ende häufig die Präzision, denn die Punkte fielen vornehmlich von draußen, in der Zone leistete Unified gute Arbeit. Vorne zeigte sich Pascal deutlich verbessert und steuerte vier Punkte bei. Als Team zeigte sich der TSV aber im Angriff noch etwas unbedarft, denn gleich mehrfach wurden wir ordentlich unter dem Korb abgeräumt.
Viertel zwei war ein einziges Hin und her: 19:20, 21:20, 21:22, 24:22, 24:26, 27:26, 27:28, 29:28, 29:30. Klingt beim Lesen langweilig, war aber hoch spannend, auch weil Schelm weiterhin zu viel liegen ließ und Unified defensiv noch mal drauflegte.
Wenn der Gegner in der zweiten Kreisliga zur Pause in die Kabine geht, zeugt das von gut gepflegten Ritualen, hoher Professionalität oder einer Ansprache des Trainers, die in ihrer Begrifflichkeit und vielleicht auch Lautstärke die gute Kinderstube vermissen lässt. Was auch immer hier der Fall war, logisch war ja, jetzt kommt der Tabellenführer, legt noch mal zu, zeigt uns deutlich die Grenzen auf. Zu gut eigentlich das Passspiel, zu hoch die Athletik, als das der TSV noch lange würde mithalten können.
Und richtig, unerwartet langsam, aber sicher, setze Schwelm sich über 40:33 und 45:36 ab. Blieb aber insgesamt wenig überzeugend, denn kurz vor der Pause kamen die Hoheleyer wieder auf 47:46 ran, ehe Luca Bajovic seinen vieren Dreier netzte.
Schwelm wirkte jetzt etwas fahrig und überhastet, im Hagener Team glaubte jetzt auch der letzte Pessimist (ich!), das hier heute was ging und Kalle nicht aus dem Märchenbuch vorgelesen hatte. Schön, das Unified dann mit drei verworfenen Freiwürfen ins Viertel startete. Chance verpasst? Weit gefehlt, die Baskets wirkten verunsichert, Hagen kämpfte sich ran, nein, drehte auf 53:52.Noch viereinhalb Minuten. Schwelm antwortete, fing sich aber dann zwei Dreier von Leon binnen einer Minute, Hübi erhöhte, hinten waren die Schotten dicht, so dass es in der 39. Minute tatsächlich 61:54 hieß! Unified konnte das Spiel dann sicher über die Ziellinie bringen, der Jubel war dann auch groß.
Sicher ein Faktor war bei diesem Sieg, dass Kalle in der zweiten Halbzeit viel auf die Partnerspieler baute, nur 11 Punkte der Athleten von 64 sind eigentlich nicht der Anspruch des Teams. Und man mag sich streiten, ob es für das Team wichtiger ist, so ein Spiel zu gewinnen oder immer die Minuten gleichmäßiger zu verteilen, hier sind unterschiedliche Meinungen zugelassen. Aber ob Maksy ein Highlight setzt, Pascal vorne stark war, Huber um jeden Ball kämpfte, Nuno die weiten und schlauen Wege ging, um nur einige zu nennen, ohne das, was die Athleten dem Team geben, wäre es an diesem Abend auch nicht gegangen.
Martin Hansmeier